Die Company by Robert Littell

Die Company by Robert Littell

Autor:Robert Littell [Littell, Robert]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-09-11T17:00:00+00:00


Mit verrutschtem, whiskeybeflecktem Schlips und einem Hemd, das er seit Tagen nicht gewechselt hatte, stand der Zauberer in der Kuba-Kommandozentrale über den United-Press-Ticker gebeugt und sichtete die eingehenden Meldungen. »Irgendwas aus Havanna?«, rief Dick Bissell von seinem Platz vor der großen Landkarte herüber, auf der die fünf Frachter mit der Brigade an Bord inzwischen nur noch ganz wenig von der kubanischen Küste entfernt waren.

»Der übliche Wochenendmist!«, rief Torriti zurück, und Bissell begann erneut, hektisch auf und ab zu tigern.

Die Uhr an der Wand tickte nervenzerreißend laut; der große Zeiger schien eine Folge von dumpfen Detonationen auszulösen mit jeder Minute, die er sich zwölf Uhr mittags näherte, dem letztmöglichen Zeitpunkt, an dem der Präsident laut Bissell die Invasion noch abbrechen konnte.

Am Vortag hatte JMARC einen lausigen Auftakt gehabt, wie aus den Berichten hervorging, die nach dem ersten Angriff gegen Castros drei wichtigste Luftwaffenstützpunkte eingingen. Die Fotos, die das Pentagon nach einem U-2-Flug herüberschickte, bestätigten, dass nur fünf kubanische Flugzeuge zerstört worden waren. Außerdem machte Adlai Stevenson, der amerikanische Botschafter bei den Vereinten Nationen, Außenminister Rusk wüste Vorwürfe, man habe ihn wie einen Volltrottel aussehen lassen. Als die Russen nämlich wegen des Angriffs auf Kuba scharf protestierten, hatte Stevenson Fotos der beiden B-26 vorgelegt, die in Miami gelandet waren, und beteuert, dass desertierte Piloten aus Castros Luftwaffe für die Angriffe verantwortlich seien und nicht etwa von Amerika unterstützte Exilkubaner. Diese Erklärung, die Stevenson aufgrund höchst vager Informationen von der CIA wirklich geglaubt hatte, wurde rasch widerlegt, als Journalisten die verräterischen Metallnasen der beiden B-26 in Miami auffielen. Castros B-26 hatten nämlich bekanntermaßen Kunststoffnasen. Stevenson kochte, weil er von der eigenen Regierung »vorsätzlich hinters Licht geführt worden war«, und richtete seinen Zorn gegen Rusk. Noch am Sonntagmorgen waren die Schockwellen dieses Skandals zu spüren.

Ebby und Leo gossen sich Kaffee ein und schlenderten aus dem Hauptraum in Leos kleines Büro. »Ich wollte schon kündigen wegen dieser Sache«, gestand Ebby seinem Freund und ließ sich erschöpft auf einen Stuhl sinken. »Ich hab Dulles sogar meine Kündigung überreicht.«

»Und dann?«

»Hat er mir ziemlich deutlich zu verstehen gegeben, dass das nicht der richtige Moment sei, das sinkende Schiff zu verlassen.«

Leo schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, Ebby – JMARC könnte doch ein Erfolg werden.«

»Das wäre das reinste Wunder.«

Leo senkte die Stimme. »Die Nachricht, auf die Bissell aus Havanna wartet – die könnte alles entscheiden.«

Ebby trank einen Schluck Kaffee. »Gibt es dir eigentlich nicht zu denken, dass die Vereinigten Staaten von Amerika, die mächtigste Nation der Welt, das streitbare Oberhaupt eines kleinen Inselstaates ermorden lassen wollen, bloß weil der seinen Yankee-Nachbarn eine lange Nase dreht? Das ist doch ein klassischer Fall von Mücke und Elefant, Herrgott noch mal.«

Leo zuckte die Achseln. »In meiner Gehaltsklasse macht man sich keine Gedanken um moralische Spitzfindigkeiten.«

»Es scheint ganz so, als würde man sich in keiner Gehaltsklasse darum Gedanken machen«, konterte Ebby.

Draußen im Hauptraum klingelte das rote Telefon. Sämtliche Gespräche erstarben abrupt, und alle Köpfe fuhren herum. Der Zauberer ließ den U/P-Ticker aus den Augen und kam näher, Ebby und Leo sprangen auf. Mit



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.